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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570304587
Sprache: Deutsch
Umfang: 224 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 18.3 x 12.5 cm
Lesealter: 12-99 J.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Thema: Neofaschismus Als der 16-jährige Marvin auf den einige Jahre älteren Sascha trifft, bekommt sein ödes Leben ein bisschen Glanz. Bei Sascha findet er Kameradschaft, Anerkennung und eine plausible Weltsicht. Marvin hängt sich rein, besteht die Mutprobe mit Bravour - ist glücklich. Doch dann muss er feststellen, dass es Sascha und seinen Kumpels nicht nur um Ehre und Vaterland geht, sondern vor allem um Geld ...

Leseprobe

M ist eine Stadt an der Elbe. Es ist Ende Mai, bewölkt und schwül. Unten auf dem Gehweg liegt ein Toter in den Glasscherben. Das Blut rinnt aus seinem Kopf über die Platten in den Gulli, als wolle es sich unter der Stadt verteilen wie Alkohol in deinen Adern. Es könnte mein Blut sein. Aber ich stehe hier im vierten Stock über den Dingen und halte Marga eng umschlungen. Wir sehen hinab in den Abgrund. Für einen Moment weiß ich nicht einmal mehr den Namen, der zu dem Körper auf dem Gehweg gehört. Es ist, als wolle mein Verstand alles wegwischen, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Alles ist vermengt. Ein Sack Zement, den du mit Blut und Glasscherben anrührst, der dir dein Hirn ausfüllt und hart wird wie Beton. Mein Kopf ist schwer und mir ist innerlich kalt, aber Marga ist warm und ihre Haut so weich. Meine Hände umfassen ihre Taille, meine Finger kommen an ihrem Bauchnabel zusammen. Ein goldener Talisman hängt als Piercing daran, ein Gelynchter am Galgen. Es ist ruhig. In der Stille hört man das Leben wachsen. Drüben an der Shell steht ein Tanker und befüllt die Tanke mit Hoffnung. Gleich werden sie kommen und sich ihren Teil für ihre Wagen abzapfen, als könnten sie von hier wegfahren, verschwinden aus M. Ich küsse Margas Nacken, meine Gedanken verflüchtigen sich wie Dämpfe. Der Tote auf dem Gehweg unter uns. Die gelbe Shell-Muschel mit der roten Fassung. Gelb steht für Neid und Gold für Ewigkeit. Diese flauschigen Härchen in Margas Nacken. Ihr schwarzes Haar. Ich rieche. Es ist schön. Der Geruch ihres Haars erinnert mich. Leseprobe